Was ich schon immer mal fragen wollte (mich aber nie zu fragen traute ): Nutzt Ihr Positionsaufbau-Strategien?
Alexander hatte da "früher" so etwas wie eine „Rundgangs-Strategie“.
Es würde mich daher brennend interessieren, wie Ihr so unterwegs seid.
Ich bin da eher der „Verbilliger-Typ“. Will heißen: Schnäppchen ziehen mich magisch an, wenn das zugrunde liegende Papier “OK“ ist. Ich kaufe also erstmal eine kleine Tranche (z.B. 1000€) als Einstieg und kaufe dann nach Plan immer weiter zum gleichen Volumen (wie hier z.B. 1000€) nach, wenn der Kurs unter gewisse Limits fällt. Das Nachkaufen ist für mich somit ein No-Brainer - quasi ein Sparplan, der aber nur dann ausgeführt wird, wenn der Kurs eines Papiers unter einem Vielfachen eines zuvor festgelegten Prozentsatzes (z.B. 3%) bezogen auf den ersten Kaufkurs notiert. Man hätte (wie hier für 3%) somit eine Nachkauf-Staffel in der Art "Erster Kaufkurs minus 3%", "Erster Kaufkurs minus 6%", "Erster Kaufkurs minus 9%", usw. Die beiden Parameter „Prozentsatz“ und „Volumen“ sind somit die beiden Variablen, die an die Größe des jeweiligen Geldbeutels anzupassen sind. Und selbstverständlich ist auch irgendwann mal Schluss mit der Nachkauferei, wenn die maximale Obergrenze eines Invests (bei Alexander sind/waren es z.B. 10.000€ - bei mir derzeit 20.000€) erreicht ist. Diese Obergrenze wäre somit der dritte Parameter für die Größe des Geldbeutels. Aber genug Liquidität braucht man für diese Strategie ohnehin - ganz besonders zu Crash-Zeiten. So musste ich zur Zeit des Corona-Crashs einige meiner Reserven anzapfen, um weiter nachkaufen zu können, was sich im Nachhinein aber glücklicherweise gelohnt hat. Qualitätsaktien setzen sich eben durch.
Ja, ich weiß, es gibt die uralten Börsenregeln „Never catch a falling knife“ oder „Aktien niemals verbilligen“, aber da ich Positionsaufbau betreibe und stets nur „kleine“ Tranchen nachkaufe, also niemals sofort „in die Vollen gehe“, klappte bisher das bei mir (oh Wunder!) fast immer. Wie z.B. hier bei SLG.
Bei Papieren, die jedoch „einen Lauf“ haben, weil sie eher so etwas wie Wachstumswerte oder Hype-Aktien sind, kommt man mit dieser Strategie natürlich nicht großartig zum Zug, da die Kurse nach oben hin weglaufen bzw. man viel Geduld aufbringen muss, bis sie wieder runterkommen, um nachkaufen zu können. „Bad News“ oder sogar Crashs sind hierbei jedoch ganz hilfreich. Aber für Papiere, wie unsere bevorzugten Hoch-Dividenden-Werte, die eher nur eine pendelnde Seitwärtsbewegung ausbilden, funktioniert es ganz gut. Natürlich besteht immer die Gefahr, dass man eine Niete erwischt. Für mich ist eine herbe Dividendenkürzung bzw. -streichung der Indikator dafür, den weiteren Positionsaufbau sofort abzubrechen und die Position zu verkaufen, bevor die Niete die Maximal-Invest-Größe erreicht. Ein weiterer Nachteil ist, dass man bei gewissen Papieren wahrscheinlich nie die gewünschte Maximal-Invest-Größe erreicht, weil deren Kurs nie bis zum untersten Limit durchsackt, was aber wiederrum für die Qualität des Papiers spricht. Hier muss man sich ggfs. für einen verteuernden Nachkauf (pyramidisieren!) außerhalb des „Sparplans“ entscheiden oder es einfach bleiben lassen und weiterhin die Geduld aufbringen und den nächsten Crash abwarten.
Es gab bei mir ehrlicherweise auch diese Nieten wie zuletzt z.B. VFC, B&G Foods und Walgreens. Hier muss man erkennen, dass es nicht besser wird - was sich leichter anhört, als es ist. Meine aktuell über 80 Positionen im Depot sehen für mich im Moment gut aus und werfen ordentliche Erträge ab. Walgreens halte ich sogar noch, weil ich hier die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben habe und außerdem die maximale Obergrenze von 20k noch nicht erreicht ist. Wie für Alexander ist Walgreens für mich dennoch ein Wackel-Kandidat. Das ist der einzige Wert in meinem Depot, der aktuell auf SELL steht. Der Rest steht auf BUY bzw. HOLD (weil die Obergrenze - wie hier bei SLG erreicht wurde).
Herzliche Grüße, Bernardo