Hallo Sonny,
hallo alle anderen,
die Dividendenrendite ist ja immer auf den aktuellen Kurs bezogen oder eben auf den Kurs zum Zeitpunkt der Ausschüttung.
Der FTSE All World in der ausschüttende Variante hat z.B. 1,57€ in 2019 ausgeschüttet, das entsprach 2,38% (d.h. der Kurs stand da irgendwo bei um die ~66€). 2022 wurden 1,95€ ausgeschüttet, das waren "damals" 1,79% Ausschüttungsrendite bezogen auf den damaligen Kurs. - Wer jedoch z.B. in 2019 um die ~66€ gekauft hat (also 2019 noch 2,38% Ausschüttungen erhalten hätte), hat in 2022 schon nahezu 3% Brutto erhalten (bezogen auf den Einstandskurs) und das sollte hoffentlich weiter steigen... Das macht für mich den Mix aus Kurssteigerungen und Dividenden unglaublich spannend. Die persönliche Dividendenrendite ist m.E. viel wichtiger.
Wer z.B. Genuine Parts jetzt kauft, hat ca. 2% Dividendenrendite anfänglich. Wer sie im Corona-Dip für 65€ mitgenommen hat, hat bereits ca. 5% und ein schönes Buchgewinnpolster. (Wobei ich aus heutiger Sicht dann diese Position tendenziell reduzieren/verkaufen und in einen Dividenden-ETF stecken würde.)
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Ich gehe mal einen Schritt zurück und fange nochmals an:
Ich kann deine Überlegungen gut nachvollziehen und habe ein ähnliches Ziel, wobei ich aus dem vorhandenen Kapital und aus den Sparplänen das Maximum (wer möchte das nicht) erzielen möchte, ohne künftig dabei zu viel Zeit zu investieren oder gar mehrmals täglich die Kurse checken zu müssen. Routinen erzeugen (Sparpläne), Regeln aufstellen und diese einhalten...
Mir stellte sich auch die Frage: Wie investiere ich richtig? Dabei musste ich erstmal etwas Abstand von der Börse gewinnen, die Vergangenheit analysieren und auch das, was in den letzten Jahr(zehnt)en richtig gut gelaufen ist - und was nicht. Ich bin demütiger geworden.
Bei den Überlegungen heraus kam für mich persönlich: Ohne Wachstum funktioniert es nicht. Bezogen auf meine Sparrate und das derzeit vorhandene Kapital erreiche ich mich mein Ziel nicht/kaum/spät. Ein reiner Dividenden-ETF ist recht stabil (Corona-Dips und dergleichen mal außen vor), aber meistens auch ebenso träge, was den Kursverlauf anbelangt. Dividenden-ETFs mit hohen Ausschüttungen sind mit hohen Risiken verbunden (MSCI Brazil? Emerging Markets??). Das möchte ich nicht; nicht bei den ETFs.
Ich hatte mir zu Beginn ganze 7 ETFs herausgesucht, welche ich regelmäßig besparen (+ Einmalbeträge über 12-24 Mon. einzahlen) wollte: iShares S&P500 (geringste Kosten, v.a. auf Grund der guten Historie - und auch Buffett spielte da eine Rolle), iShares MSCI World SRI, FTSE All World UCITS, iShares World Quality Dividend, FTSE All World High Dividend, iShares World Consumer Staples, Nasdaq100 (ohne Tech geht es nicht) - außer den Nasi-ETF alle ausschüttend.
Geblieben sind letztlich 3 ETFs. Wieso nur 3? Antwort: Auf Grund der ähnlichen Wertentwicklungen (habe ich die anderen reinen Dividenden-ETFs auf die Watchlist verbannt und mich für die am breitesten gestreute Variante entschieden (zudem mit einer höheren Ausschüttung als z.B. der World Quality versehen). Die vergangene Outperformance des Nasdaq100 und des S&P500 möchte ich mit Einzelwachstumswerten erreichen. Bei den ETFs steht die Sicherheit im Vordergrund. Weitere ETFs kommen ggf. hinzu, wenn sich Gelegenheiten ergeben.
Diese ETFs sind geblieben:
Vanguard FTSE All-World UCITS (A1JX5)
Vanguars FTSE All-World High Dividend (A1T8FV)
iShares MSCI World SRI (A2DX7X)
An Letzterem finde ich besonders die Gewichtungen interessant (auf max. 5% je Unternehmen begrenzt, Microsoft und Tesla mit knapp 5% dabei) und ich verspreche mir von ihm, dass er den "normalen" MSCI World schlägt, ohne dabei wesentlich mehr Risiken zu bergen.
Die ETFs sollten mindestens 50% meines Depots ausmachen. Bei den genannten habe ich auch keine Sorge, was "Klumpen" anbelangt.
Die ETFs werden monatlich bespart, Zukäufe in Schwächephasen sind geplant Verkaufen möchte ich hier "nie".
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Die anderen maximal 50% des Depots sollen aus Einzelwerten bestehen, wobei hiervon mindestens 60% aus Dividendentiteln und maximal 40% aus Wachstumstiteln bestehen sollen. Die Einzahlbeträge sind hier begrenzt und bei den Dividendentiteln doppelt so hoch angesetzt wie bei den Wachstumswerten.
Der Plan: Dividenden (und ETF-Ausschüttungen) können für den Kauf weiterer Einzelwerte genutzt werden (Reinvestition), die Gewinne aus den Wachstumswerten fließen in Dividendentitel. - Das Thema "Rebalancing" wird hoffentlich eine Rolle spielen, wenn die Wachstumswerte entsprechend steigen. Ebenso kann ich mir gut vorstellen, Einzelwerte/Dividendentitel wieder zu verkaufen und in den Dividenden-ETF zu stecken, wenn die Kursentwicklung entsprechend positiv verläuft.
Die Herausforderung war und ist, die "richtigen" Werte zu finden: Derzeit vermag ich es auf Grund der Gesamtsituation nicht einzuschätzen, wie sich manche Branche und damit mancher Einzelwert entwickelt. Vieles ist mir derzeit einfach zu teuer (Pepsi & Co) und auch der Weg über einen Consumer ETF (in der Masse gehen die mutmaßlich mir teils zu hohen Kurse der Einzelwerte unter) erschien nicht richtig (Performance-Vergleich mit anderen ETFs).
Wichtig dabei ist mir neben einem günstig erscheinenden Einstiegskurs das Dividendenwachstum und die Zukunftsaussichten. Auch geringe Wachstumsaussichten können z.B. interessant sein, wenn ich z.B. an meinen Shell-Kauf bei ~10€ denke. Doch so etwas ist nicht die Regel und auf sowas darf man nicht hoffen.
Mit einer ersten Tranche im Depot gelandet sind bisher: Ally Financial, (Turn-)Aroundtown, EPR Properties, T.Rowe Price. Bei der VF Corporation (Turnaroundwette?) überlege ich, jedoch gefallen mir Schuldensituation und hohe Ausschüttungsquote nicht. Auf der Watchlist stehen derzeit: Bank of Novia Scotia, Black&Decker, Medifast und Prudential Financial. Unzählige Titel sind noch zu analysieren.
Auf der Wachstumsseite im Depot gelandet sind: Etsy, Tesla (bei 110€ konnte ich nicht mehr widerstehen, fahre aber trotzdem lieber meinen Diesel weiter), Veeva Systems. Hier ist die Watchlist nahezu unendlich, jedoch muss ich mir die Perlen noch herauspicken. Und auch wenn viele der gebeutelten Highflyer aus 2021 noch ~80% im Minus sind, haben sie seit dem Tief doch teilweise auch schon wieder +100% zugelegt. Das schreckt ab und lässt nur kleine Beträge zu - was auch gut ist. Denn viele dieser Werte wird es in 10 Jahren wahrscheinlich nicht mehr geben.
Die Einzelwerte werden nicht monatlich bespart. Es wird punktuell zugekauft, wenn etwas günstig erscheint. Meine Schwierigkeit und Herausforderung ist hier vorwiegend die Geduld, den Cash-Bestand hochzuhalten und das "Warten" auf Gelegenheiten. Corona war so etwas: Shell für 10€, Genuine Parts für 65€, Chevron für 60€ gekauft - leider zu früh verkauft und die Gewinne falsch investiert = Lehrgeld.
Neben diesem ETF- und Einzelwerte-Depot, was ausdrücklich nicht zum Zocken gedacht ist, habe ich ein kleines Hebel-Depot, wo ich mit geringem Einsatz dem Nasdaq100 folge. Ich spiele kein Lotto und tätige keine Sportwetten. Das hier ist für den Spieltrieb. 
Viele Grüße
P.S.: Meine Ausführungen stellen keine Empfehlung dar und spiegeln lediglich meine persönliche Meinung wider.