RE: Riester Rente - Frage

#31 von aphanes , 09.05.2020 18:10

Ich bin in einer ähnlichen Situation wie Sonny (Restlaufzeit nach 35 Jahre) und habe meine Kündigung Anfang diesen Jahres hinter mich gebracht. Ich kann mit der Entscheidung sehr gut leben. Mir ist zwar irgendwie nicht klar, wie man jetzt mit einem Riester schon sehr gut im Plus sein kann, aber das würde mir die Entscheidung nur noch mehr erleichtern. Folgende Überlegungen hierzu:
- Man zahlt pro Einzahlungsjahr entweder die erhaltenen Zulagen oder den Steuervorteil zurück, je nachdem, was höher war.
- einmalige Abschlusskosten idR auf die ersten 5 Jahre verteilt, ergibt je nach Alter des Vertrags 2,5% oder 4% der Beitragssumme, in meinem Fall 44 Beitragsjahre*4%*Jahresbeitrag (ist das nicht schön, wenn man erst im Nachgang kapiert, dass 1,7 Jahresbeiträge nur an Abschlussprovision draufgegangen ist)
- laufende Verwaltungskosten (bei mir ca. 1-2% p.a.): War ein ETF-Riester
Die Krux ist doch, dass die ersten 5 Jahre, während der große Teil an Abschlussprovision abgestottert wird, quasi alle Beiträge in Wertsicherungsfonds und ähnliches gesteckt wird, damit die Garantie der eingezahlten Beiträge greifen kann. Und wenn dann wie kürzlich ein Crash kommt, muss selbst der ETF-Riester nahe am Tief wieder raus, um die Garantie auch weiterhin zu halten und kann entsprechend erst nach einem moderaten Anstieg wieder rein. Das widerspricht so völlig meinem Ansatz in fallenden Märkten nachzukaufen, weil man die Hoffnung hat, dass es wieder hoch geht.
Den Steuervorteil von Riester kann ich in Summe dann im Endeffekt auch nicht mehr sehen. Natürlich ist er in der Beitragszalungsphase da, allerdings wird dann in der Rentenphase besteuert. Jetzt kann man hier noch die obligatorisch geringere Steuerlast des Rentners zugrunde legen, allerdings muss man auch die Kosten des Riester und das Ich-komme-nicht-ran und es wird zwangsverrentet dagegenhalten. Ich hab den Rückkaufswert jetzt in einern MSCI World gepackt (A2N6TD). Kosten gering, kein Papierkram mit der Versicherung, ich komm jederzeit ran, vererbbar und leicht zu händeln.


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RE: Riester Rente - Frage

#32 von SONNY , 17.05.2020 18:53

Noch eine kurze Anmerkung von mir:

In der nahen Zukunft sind Kinder geplant(um genau zu sein 2 :-) ). In der Riesterrente würde ich dann pro Kind 300euro pro Jahr an Zulage erhalten +185 Grundprämie. Zusätzlich würde ich an einer möglichen Wertsteigerung des Fonds profitieren.

Macht es im Hinblick auf den Kinderwunsch dann doch Sinn die Riester weiter zu besparen?

Alternativ würde ich das Geld der Riester nach Kündigung in den FTSE All world etf packen.

Das Kündigungsschreiben ist bereits fertig aber noch nicht abgeschickt:-) ich habe noch zeit bis ende Mai.

Bin dankbar für weiteren Input.
Vielen Dank


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RE: Riester Rente - Frage

#33 von Esquilax , 31.05.2020 16:26

Ich bin gar kein Fan von Riester-Produkten.

Einige Nachteile, warum ich die Finger davon lasse:

Intransparenz: Es gibt 4000 verschiedene Riesterprodukte. Da muss man erstmal das passende für sich finden. Die Gesamtvorteile ergeben sich auch durch die Steuerersparnisse. Hier muss man also auch bei der Steuererklärung immer auf dem Laufenden sein und verschafft sich unnötige Bürokratie...

Übertragbarkeit:
Die Riesterrente ist i. d. R. nicht übertragbar. Wenn man stirbt ist das Geld weg. Frau/Mann/Lebenspartner und Kinder erben das nicht automatisch. Es sei denn man lässt sich eine Extra Klausel in den Vertrag scheiben. Die kostet aber wieder extra, wenn es beim Produkt überhaupt geht.

Versteuerung:
Wenn die Rente ausgezahlt wird, holt sich der Staat seine Zulagen über die Steuer zurück. Es wird dann nicht nur die steuerliche Zulage versteuert, sondern auch das selbst dort investierte Geld. An diesen Zeitpunkt denkt man bei den Vertragsabschlüssen nicht. In der Regel deshalb, weil es einem der Finanzverkäufe auch sicher nicht erzählt...

Beim Riester-Wohnen vs. Klassisches Annuitäten-Darlehen hat bei mir Letzteres glasklar gewonnen.
Beim Annuitäten-Darlehen weiß man immer ganz genau, auf den Cent, woran man ist. Ich bekomme die Summe X und bezahle sie monatlich mit der Summe Y zurück.

Beim Riester-Wohnen verhält es sich in jeder Hinsicht umgekehrt. Auch hier muss man wieder die Vorteile u. a. bei der Steuer erstmal möglich machen. Es ist also jedes Jahr ein bürokratischer Aufwand zu betreiben.
Auch muss im Alter wieder ein Teil der staatlichen Förderung zurückgezahlt werden. Gerade das sagt einem NIEMAND. Es wird immer so getan, als verschenkt der Staat das Geld ganz großzügig. Beim zweiten Hinsehen, ist es dann doch etwas differenzierter.

Beim Wohnriestern ist der Riester-Vertrag übrigens an die gekaufte Immobilie gebunden. Zumindest war das 2011 so, als ich mich damit beschäftigt hatte. Wenn das Haus also verkauft werden muss (Scheidung, Jobwechsel, sonstige Umzugsgründe), ist die staatliche Förderung auch zurückzuzahlen, es sei denn, man überträgt den oder gar die Riester auf die neue Immobilie. Eine Mietwohnung scheidet dann aber aus und auch bei der Scheidung wirds problematisch... Dann ist zwar nur der staatliche Teil zurück zuzahlen, aaaber, mit seinem eigenen Geld, das man in den Topf gepackt hat, hat man dann möglicherweise jahrelang, dekadenlang, nichts besseres machen können...wie Aktien oder ETFs ;-)...
Ergo, Riester-Wohnen ist ganz schön unflexibel.

Ich kenne mittlerweile viele, die Ihre Riesterbeiträge ausgesetzt haben. Das liegt meistens daran, dass sie Ihre eigenen Beiträge erhöhen mussten, weil sie einige Jahre nach Vertragsabschluss mehr verdient oder mehr gearbeitet haben. Auch dies ist nicht immer jedem klar, oder wird jedem klar gemacht.

Also ich würde Riesterverträge kündigen. Auch wenn man Verluste hat, wie Sonny, macht man sich aber unter dem Strich dann doch davon frei. Sonny, ich empfehle noch Kommers Buch „Souverän Investieren“. Dort gibt es auch ein paar Seiten zu Finanzprodukten, von denen man die Finger lassen sollte... Es gibt auch einen exzellenten Podcast dazu vom Finanzrocker und dem Finanzwesir. Der Finanzwesir rockt vom 12.02.2018 . Hör Dir den mal an.

Jeder macht mal Fehler bei Finanzpordukten Aktien usw. Ich auch.
Das ist Lehrgeld, welches sich in der Retrospektive auch -eigentlich immer- bezahlt macht!



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RE: Riester Rente - Frage

#34 von EinThüringer , 18.05.2021 00:10

Habe mir mal das ganze durchgelesen und meine, dass überall ein Fünkchen Wahrheit dabei ist.
Meine Frau hat seit vielen Jahren ne Riesterrente als klassische Rente. Sie wollte das damals so, okay. Die Aufstellung für 2020 ergab eine Erhöhung des gebildeten Kapitals um 2370 €. Davon sind etwas mehr als die Hälfte Eigenbeiträge, der Rest Zulagen und Zinsen abzgl. Kosten. Ich sehe das gar nicht so verkehrt. Solang die Kinder noch zulageberechtigt sind, wird das Ding noch bespart und dann ruhend gestellt.
Über die steuerliche Behandlung mache ich mir dann Gedanken wenn es soweit ist. Und, bis dahin wird noch mindestens viermal der Bundestag neu gewählt.


 
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RE: Riester Rente - Frage

#35 von Kolovkolosh , 19.05.2021 10:18

Riester ist aber m.E. immer noch besser als sein Ruf. Man muss nur durchrechnen, was es einem persönlich bringt.

geringes Einkommen, Kinder, geringe Steuerbelastung im Alter => Riestern mit Minimalbeitrag über einen Banksparplan, um die Zulagen mitzunehmen

Das kann sich durchaus lohnen.

Die Masse wird von Riester nichts haben. Mit einem Versicherungsmantel zahlt man horrende Gebühren, die die Rendite auffressen. Mit einem ETF-Sparplan wird man auch nicht glücklich, da Riester immer eine Beitragsgarantie beinhaltet. Bei jedem Crash verkauft der Anbieter alles, um die Garantie zu gewährleisten. Auch an sich vernünftige Konstruktionen wie die von Fairr bringen dann enorme Verluste und am Ende wird man dann doch nichts rausbekommen. Der Crash (war es denn einer?) im März letzten Jahres war ein guter Test.

Für alle, die hier im Forum sind, dürfte ein Riestervertrag ungünstig sein.

Riester ist keine Geldanlage, sondern eine Absicherung fürs Alter. Es ist nicht der Sinn von Riester Vermögen aufzubauen, dass man evtl. an seine Nachkommen weitergeben kann. Riester soll verhindern, dass man im Alter unter der Brücke wohnen muss und jeden Tag nur Nudeln mit Tomatensosse futtert. Der Verlust des angesparten Kapitals im Todesfall und die Versteuerung im Alter sind dann kein Thema. Wer im Alter eine gute Rente/Pension erwartet, ein eigenes Häuschen hat und ein bisserl konservativ was auf der hohen Kante steckt sein monatliches Spargeld besser langfristig in Aktien.


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RE: Riester Rente - Frage

#36 von EinThüringer , 01.11.2021 19:50

Ich habe mal den Taschenrechner bemüht und das zum Ende 2020 stehende Kapital mit den bis dahin eingezahlten Eigenbeiträgen verglichen.
Der stinknormale Rentenvertrag hat einen Wert von gut 24000€. Eingezahlt wurden von meiner Frau gut 14000€. Wir kriegen aktuell Zulagen für zwei Kinder. Für sie ist das TOP und ich kann auch damit leben. Klar, reich wirste damit nicht, ist ja auch nicht das Ziel von Riestern. Meine Gute fühlt sich wohl damit. Ich solle mich um meine Aktien kümmern.


 
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RE: Riester Rente - Frage

#37 von Esquilax , 09.11.2021 11:13

Ist bei den 24.000 Euro schon die Steuer berücksichtigt? Netto/ brutto?


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RE: Riester Rente - Frage

#38 von EinThüringer , 09.11.2021 20:34

Nein. Wir werden sehen, was da in 13 Jahren abgezogen werden wird. Das Positive im Moment: Es fallen keine Steuern auf die jährlich gutgeschriebenen Zinsen an. Ist ja auch mal was.


 
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