Wer vermietet braucht mitunter Nerven wie Drahtseile. Ich habe einige Jahre 4 Wohnungen vermietet. Ich hatte alle Wohnung ausschließlich und regelmäßig an Geringverdiener vergeben und obendrauf noch deutlich unter dem Mietspiegel. Einzig und allein aus philanthropischen Gründen. Die größte Wohnung (über 100m²) habe ich ausschließlich an Familien mit Kindern vermietet.
Ich habe dabei ganz viele tolle Menschen kennengelernt, allerdings auch Probleme, mit denen ich niemals gerechnet hätte. Scheidung, Krach und Streit unter den Mietern bzw. Mietparteien musste ich klären bzw. darin bin ich regelmäßig involviert worden, obwohl mich das gar nichts anging. Gleiches gilt für finanzielle Probleme. So habe ich des Öfteren auf die Nachzahlungen von Nebenkosten verzichtet. Aus reiner Nettigkeit.
Dann sollten nicht vergessen werden: Renovierungen, Handwerker und zu guter, besser gesagt schlechter Letzt, die Steuer.
Grob gesagt galt bei mir: Von der Kaltmiete ausgehend 1/3 Renovierungen, 1/3 Steuern, max. 1/3 Gewinn.
Daneben noch die ganze Verantwortung für die Dinge die Dir der Staat aufbrummt: Installation von Feuermeldern, Effizienznachweise, Strom und Energie bestellen etc. pp. Nervt extrem. Zudem hat mich die Berliner Wohnungs-Politik absolut abgeschreckt. Bei einer solchen Politik will man kein Vermieter mehr sein.
Ich habe völlig die Zeit unterschätzt, die das alles in Anspruch nimmt. Neben den verschieden privaten familiären Herausforderungen war mir das am Ende zu viel Aufwand und zu wenig Ertrag. Ich kann mich auch ehrlicherweise gut daran erinnern, dass mich die Mietersuche emotional manchmal ziemlich belastet hat. Auch hier wird man mit menschlichen Schicksalen konfrontiert oder auch nicht selten übelst belogen.
Wenn Du eine gute Immobilie hast, die in sehr gutem Erhaltungszustand ist, gute Lage und gute Mieter/innen dabei sind und die steuerliche Verarbeitung kein Problem darstellt, ist das freilich eine sehr gute Anlage. Dann würde ich nicht abraten. Das muss vielleicht auch jeder (der es sich leisten kann) einmal ausprobieren. Läuft das alles wünschenswert, kann man sehr lange, sehr glücklich damit sein.
Selber bin ich froh, mich von alle dem getrennt zu haben. Vor allem nachdem ich bei Freunden miterleben mussten, was Mietnomaden für einen wirtschaftlichen und emotionalen Schaden anrichten können. Nach dem Verkauf der Wohn-Immobilien habe ich das Geld in Aktien und Grundstücke gesteckt. Das macht mir mehr Spaß, wesentlich mehr, kostet weniger Zeit und viel weniger Nerven.