Gedanken zum "Rentenabschlag"

#1 von Ddorfer ( gelöscht ) , 12.01.2022 09:59

Moin zusammen,

da sich nicht nur für den einen, sondern auch manch anderen mit Blick auf das eigene Alter die Frage des Rentenzugangs immer dringlicher stellt, habe ich mir mal erlaubt, die eigene Murmel anzuwerfen. Vereinfacht lässt sich ja darstellen, dass "wir" mit 67 in die Rente dürfen und dies ggf. bis zu 4 Jahre ​vorziehen können. Dies hat dann zur Folge, dass sich die Rente pro vorgezogenem Monat um ,3% reduziert. Dies wird dann je nach Autor als Rentenabschlag, Rentenabzug oder sonst wie bezeichnet. In meiner Wahrnehmung auf jeden Fall stets negativ angehaucht.
Als Ergebnis der Bemühungen meiner Murmel kommt aber heraus: Das ist lange nicht so negativ wie es dargestellt wird.

Herleitung:
Zur Vereinfachung stelle ich mir die Zwillingsbrüder Kohle und Leben vor, die immer alles gleich gemacht haben.
Nu sind sie heute 63 geworden und schauen in den Rentenbescheid: Stand heute: 2 K.
Nu sagt Kohle: ich mach noch 4 Jahre... will ja keine Abzüge.... n Leben lang... nicht mit mir!
Leben sagt: Rente? Da bin ich dabei!

Also geht Leben mit den 2K minus den 14,4% heute in Rente. Macht ..sagen wir 1.700€ (im folgenden wird immer nur grob gerechnet um es einfacher zu halten)

4 Jahre später geht Kohle in Rente. In den 4 Jahren hat er noch …. 200 Euro Rente dazu erwirtschaftet und kommt so auf 2,2K mtl.

Triumph von Kohle: Schau her, 500 Euro im Monat mehr als du! Das hat ja wohl gelohnt!

Leben hält dagegen:
Hör mal, Brüderchen. Ich habe:
4 Jahre Lebenszeit im Sack
In den 4 Jahren habe ich bereits 1,7K mtl. x 12 =20K x 4 = 80K eingesackt.
Wenn du im Monat 500 Euro „Aufholst“, dann hast mich bei 80K in 160 Monaten ein.
160 Monate sind gut 13 Jahre
Also quasi Break even (ohne die Betrachtung, was du noch in den 4 Jahren eingezahlt hast) mit gut 80 Jahren

Welchen Mehrwert bieten dir 500 Knaller mit gut 80 Jahren im Vergleich zu 4 Jahren Lebenszeit von 63 bis 67?

Finde darauf keine Antwort und bin also der Meinung, dass Leben völlig Recht hat.
Hat es Ergänzungen und oder Gegenargumente?

Beste Grüße


Ddorfer

RE: Gedanken zum "Rentenabschlag"

#2 von Chris K. , 12.01.2022 13:36

Für mich persönlich geht das Leben immer vor.
Deshalb mach ich ja die Chose hier mit den Aktieninvests, damit ich mich bestenfalls mit 60 ausklinken kann.
Dass das Leben immer vor geht heißt für mich aber auch, dass ich jetzt nicht auf Teufel komm raus meine Sparquote hochsetze, sondern auch im hier und jetzt das Leben genieße.
Also ich würde lieber die 1.700 vier Jahre früher nehmen, schlicht aus dem Grund, weil man zwischen 60-70 noch viel mobiler und reisefreudiger ist als mit 70+.


 
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RE: Gedanken zum "Rentenabschlag"

#3 von EinThüringer , 12.01.2022 13:57

Interessantes Thema, zweifellos.

Meine Hoffnung hier ist ja, dass meine Firma zum entsprechenden Zeitpunkt interessante Altersteilzeitmodelle auf Lager hat, sodass ich Leben und Kohle ideal verbinden kann. Muss im Fall der Fälle gerechnet werden - klar, aber abgeneigt bin ich definitiv nicht. In 8 Jahren steht dann hoffentlich auch der Jüngere finanziell auf eigenen Beinen, sodass das eine Option wäre.

Es bleibt spannend.


 
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RE: Gedanken zum "Rentenabschlag"

#4 von Ddorfer ( gelöscht ) , 12.01.2022 14:07

Gruß nach Thüringen,

die Götter haben ja die Altersrente ans Ende der ATZ gesetzt. Dabei aber offen gelassen, ob Regelaltersrente oder eben max. frühester Zugang.
Da wirst dann für dich schauen müssen, was dir die Firma zu welchem Zeitpunkt anbietet. Wenn sie es denn macht.

Ideal wäre ja ne max. lange ATZ an deren Ende der frühest mögliche Rentenzugang steht.

Das mir heute keiner ne 4+4 ATZ anbietet.
Schade eigentlich.


Ddorfer

RE: Gedanken zum "Rentenabschlag"

#5 von EinThüringer , 12.01.2022 14:51

Ehrlich gesagt finde ich noch ärgerlicher, dass das Studentendasein auf die 45 Jahre in keinster Weise angerechnet wird. Man hätte wenigstens Anreize setzen können - ähnlich des BAFÖG - dass ein Abschluss des Studiums in der Regelstudienzeit zur Anerkennung von x Monaten/Semestern führt.

Wer weiß was sich noch ändert in den nächsten Jahren. Mit 67 hätte ich meine 45 Jahre trotzdem voll.


 
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RE: Gedanken zum "Rentenabschlag"

#6 von Kolovkolosh , 12.01.2022 19:21

Naja, bei den Herausforderungen mit denen die Rentenversicherung in Zukunft belastet wird, wird sich da nichts zum Guten ändern.

Ich gehe davon aus, dass die gesetzliche Rente in Zukunft nur Sozialhilfeniveau haben wird und jeder für sich Sorge tragen muss, mehr zu haben. Private Vorsorge oder Betriebliche Altersversorgung. Mehr als die Grundversorgung wird die Rente im Umlageverfahren nicht leisten können. Meine zweite Prognose ist, dass die Grundlage der Rentenversicherungsbeiträge erweitert wird: Kapitaleinkünfte, Vermietung etc. Andere Länder handhaben das bereits so, da ist der Weg hierzu in Deutschland nicht weit. Oder womöglich... Gott bewahre!... die Beamtenbesoldung!

Ich persönlich habe zwar mit 63 meine 45 Beitragsjahre voll (Verbeamtung mit 18 - was willste mehr?), kann aber auch erst mit 65 abschlagsfrei gehen. Das ist der Nachteil als Beamter - naja, dafür wird mein Studium anerkannt.

Persönlich steht für mich aber auch fest, so früh wie irgendmöglich zu gehen. Ich habe genug Leute gesehen, die bis 67 gearbeitet haben und dann vor 70 in der Kiste lagen. Nönö, mit 60 kann ich noch reisen und die Welt sehen. Wenn ich mit 80 nur noch vorm Fernseher sitze und sabbernd Musikantenstadl schaue, dann nützt es mir nix dabei auf nem Haufen Geld zu sitzen. Ich würde daher jedem raten, sich ausrechnen zu lassen, was man beim Abschied mit 63 bekommt und wenn es zum Leben reicht: Dann lebe!

Ich hab gerade mal nachgesehen: Beim Abgang mit 65 bekomm ich #sag-ich-nich-weil-peinlich-hoch# brutto... Mit 7,2% Abschlag marschiere ich mit 63 lachend aus dem Haus. Und jeder in diesem Forum hat bis dahin ja auch noch nen nettes Nebeneinkommen.


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RE: Gedanken zum "Rentenabschlag"

#7 von Edu , 12.01.2022 22:04

Gehöre auch zum Team Leben, wobei ich mir dabei einige mögliche Szenarien, wie Teilzeit, ATZ, 450 Euro bis zum frühen Rentenszenario vorstellen kann.
Für mich ist eine möglichst frühe Rente als Mittvierziger noch sehr weit weg, mich beschäftigt eher das Thema Teilzeit, auch um eventuell aus der PKV rauszukommen.
Denke es gibt für jeden unterschiedliche Lösungen und es spielt auch immer eine Rolle, wie sehr die Arbeit belastet und was man mit seiner Zeit in der Rente anfangen kann, was man nicht schon vorher auch konnte.

Gute Nacht


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RE: Gedanken zum "Rentenabschlag"

#8 von Caddy , 12.01.2022 23:13

Jetzt werd ich mal zum Stinkstiefel, es steigt mir gerade in den Hals.

Damit du in die GKV könntest müßtest du erstmal dein Privatvermögen für die PKV aufbrauchen. Jetzt wo es im Alter teuer wird ist die GKV ach so "toll".

Da bin ich jetzt mal bei den Linke und Grünen : Bürgerversicherung für alle (Selbstständige, Beamte usw). Es kann doch nicht sein das es eine 2 Klassengesellschaft für PKV/GKV gibt.
Wer dann mehr als GKV möchte kann sich gerne oben drauf packen soviel er will. Der Basisbeitrag sollte für alle aber gleich sein und alles in eine Kasse gehen.

In jungen Jahren von der günstigen PKV profitieren und im Alter dann in die GKV wechseln ist gelinde gesagt Schmarotzerei.
Sorry, Edu, aber das geht mir sowas von gegen den Strich in einem Forum in dem sich nun mal wirklich Vermögende tummeln (und was ich hier so lese bin ich da noch ein kleiner Fisch)....


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RE: Gedanken zum "Rentenabschlag"

#9 von Kolovkolosh , 12.01.2022 23:27

Wie ist denn die Rechtslage, wenn man wegen Überschreitens der Beitragsgrenze freiwillig in die PKV kann und dies tut - und dann wegen Teilzeit wieder drunter rutscht? Kann man dann in die GKV zurück? Und wie ist das, wenn man als freiwillig Versicherter in der PKV in Rente geht?

Wenn ja, bin ich da auf der Seite von Caddy. Als langjähriger Verwaltungsmensch sage ich: Rosinen picken is nich. Die Idee, des freiwillig in die PKV, habe ich sowieso nie verstanden. Warum es diese Möglichkeit gibt, meine ich - nicht warum man es tut, wenn man kann. Da wird die Versicherungslobby ganze Arbeit gemacht haben. Eine Kappungsgrenze für die Beiträge hätte es ja auch getan.

Also ich bin Beamter, mit 18 in die PKV und bleibe da, bis ich mit den Füssen voran ausm Haus getragen werde (Hoffentlich ist es die Playboy Villa... )

PS: Ich weiss, dass meine Beiträge zur PKV im Alter schnuckelig werden.



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zuletzt bearbeitet 12.01.2022 | Top

RE: Gedanken zum "Rentenabschlag"

#10 von Ddorfer ( gelöscht ) , 13.01.2022 06:01

Wie ist denn die Rechtslage, wenn man wegen Überschreitens der Beitragsgrenze freiwillig in die PKV kann und dies tut - und dann wegen Teilzeit wieder drunter rutscht? Kann man dann in die GKV zurück? Und wie ist das, wenn man als freiwillig Versicherter in der PKV in Rente geht?

Moin,

- die Konstellation: Über der BBG und in der PKV und dann Teilzeit hab ich schon mal gehört. Wenn man unter 54 Jahren als ist kann man in die GKV zurück, wenn das zu erwartende Einkommen wieder unter der BBG liegt. Wenn man in der zweiten Hälfte seines Berufsleben weniger als 90% der Zeit in der GKV war, dann kommt man als Rentner nicht in der GKV der Rentner unter. Folge: Dann ist man als Rentner freiwillig Versicherter und drückt auf all seine Einkünfte GKV-Beiträge ab.

Die Frage mit der PKV in Rente verstehe ich nicht. Sorry.

Insgesamt halte ich schon den Begriff "Sozialkassen" für Verarschung. Das ist eher ne Idiotenmelkkasse.
Könnten wir gut und gern nen anderen Fred für aufmachen.

Kaffee.


Ddorfer

RE: Gedanken zum "Rentenabschlag"

#11 von EinThüringer , 13.01.2022 08:58

Ich freue mich, dass es auch in diesem Forum Leute gibt, die das große Ganze nicht aus den Augen verlieren. Und damit meine ich, dass die, die es können, mehr tun als die anderen. Ich verdiene seit 25 Jahren über der BBG und habe nie einen Gedanken daran verschwendet in die PKV zu wechseln. Beim Thema Solidarität haben sich meine 20 Jahre DDR gelohnt.

@Kolo Rosinenpickerei war noch nie mein Ding, außer bei Aktien.


 
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RE: Gedanken zum "Rentenabschlag"

#12 von MarkyMarkOwl ( gelöscht ) , 13.01.2022 09:28

Sorry aber das sehe ich anders. Wie von Ddorfer schon geschrieben, ist ein Wechsel zurück in die GKV bis zum vollendeten 54 Lebensjahr recht einfach möglich, sobald man die Beitragsbemessungsgrenze wieder unterschreitet. Wenn es diese gesetzliche Regelung gibt, warum sollte man diese dann nicht nutzen? Ich finde es schon schräg hier von Schmarotzerei zu sprechen, wenn man einfach die gegebenen Möglichkeiten nutzt.

Es ist im übrigen nicht so, dass sich dabei so immens viel Sparpotential auftut. Erstmal muss man nämlich bedenken, dass beim Wechsel die Altersrückstellungen der PKV verloren gehen. Diese hat man jahrelang gezahlt, um die Beiträge im Alter zumindest nicht exponentiell ansteigen zu lassen. Das Gute daran ist, dass das Geld nicht weg, sondern nur woanders, nämlich bei der Versicherung ist.

Desweiteren wie Ddorfer schon ausgeführt hat, kommt man wohl kaum in die GKV der Rentner, da es an Beitragszeiten mangelt. Auch das führt dazu, dass sich ein Wechsel immer weniger lohnt.

Die Beiträge zur PKV sind zudem steuerlich absetzbar, das muss man auch berücksichtigen.

Darüberhinaus darf man auch nicht vergessen, dass im Alter die Zeit vermehrter Krankheiten und Arztbesuchen kommt. In dieser Zeit dann in die GKV mit schlechteren Leistungen zu wechseln, muss man sich schon gut überlegen, denn an die jahrelang genossenen Vorteile eines Privatpatienten hat man sich vermutlich gewöhnt. Zumindest bei mir ist das so und ich möchte es nicht missen, meinen Physio auf der Nummer für Privatpatienten anrufen zu können, um heute nachmittag noch einen Termin zu kriegen...

Resümee: ich stand auch schon vor der Entscheidung und bin aus o.g. Gründen in der PKV geblieben. Wenn jemand zu einem anderen Ergebnis kommt und unter den Voraussetzungen zurück in die GKV wechselt, mache ich ihm oder ihr aber keinen Vorwurf. Solange es das System gibt, darf jeder auch die gegebenen Möglichkeiten nutzen.


MarkyMarkOwl

RE: Gedanken zum "Rentenabschlag"

#13 von Ddorfer ( gelöscht ) , 13.01.2022 09:53

Zitat von EinThüringer im Beitrag #11
@Kolo Rosinenpickerei war noch nie mein Ding, außer bei Aktien.



Das sag ich deiner Frau! :-)


Ddorfer

RE: Gedanken zum "Rentenabschlag"

#14 von Ddorfer ( gelöscht ) , 13.01.2022 11:00

Mahlzeit,

auf der jeden Donnerstag stattfindenden Donnerstagsrunde mim Honk hat Vaddern wieder seine Murmel bemüht.

Gedanke/Fragestellung: Ist es intellischlau für uns, freiwillig in die Rentenkasse (für die mich ja überlebende Frau) einzuzahlen?
- Die Rentensonderzahlung kann heute von der Steuer abgesetzt werden
- Frauchen muss später nichts machen (Rente wird halt einfach überwiesen)
- Langlebigkeitsrisiko wird gemildert

Nächster Gedanke: Solange wir beide Leben und somit 2 Renten reinkommen werden wir eh klar kommen

Frage: Was passiert, wenn ich den Löffel abgegeben habe.

Lösungsansatz: Habe mir nen "Witwenrentenanrechnungsrechner" gebastelt.

Ergebnis: Freiwillige Einzahlung in Rentenkasse ergibt für uns keinen Sinn, da "zu viel" angerechnet wird und sich die Investition quasi nie rechnet/amortisiert.

Schade :-(


Ddorfer

RE: Gedanken zum "Rentenabschlag"

#15 von Edu , 13.01.2022 11:01

Wollte hier keine Schmarotzerdiskussion aufmachen, aber ist mir gelungen.
Ich ganz persönlich empfinde das Benutzen von gesetzlichen Regelungen nicht als Schmarotzertum, sondern bewege mich im gesetzlich vorgegebenen Rahmen
Wenn ich mit Anfang 50 in Teilzeit gehe und unter die BBG falle, dann empfinde ich den Rückwechsel in die GKV als legitim.


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